Das Ergebnis ist wenig überraschend und doch ernüchternd: So gut wie niemand achtet beim Reisen wirklich auf Nachhaltigkeit. Das hat die Studie eines Master-Studenten der Uni Graz ergeben, dessen Arbeit mit dem USW Award für ausgezeichnete Arbeiten im Bereich der Umweltwissenschaften prämiert wurde.
„Urlaub ist eben Urlaub.“
„Gerade einmal zwei Prozent der 660 Befragten konnten als nachhaltig orientierte Touristen identifiziert werden”, fasst Leonard Röser, der Autor der Masterarbeit, das Ergebnis zusammen. Befragt wurden junge Erwachsenen zwischen 18 und 35. Die wenigsten unter ihnen legen beim Verreisen wert auf Nachhaltigkeit.
Zwar war den Befragten Nachhaltigkeit im Alltag nicht unwichtig, dennoch fällt das Ergebnis negativ aus. Doch woran liegt es, dass man im Alltag Müll trennt und öffentliche Verkehrsmittel nutzt, aber im Urlaub alle guten Vorsätze sausen lässt? „Urlaub ist für viele eben Urlaub. Da wird dann auch häufig von ökologischen Bemühungen Abstand genommen“, meint Röser.
Müll und Emissionen vermeiden
Um das zu verbessern, setzt Röser auf Aufklärung: „Ein wirkliches Verständnis davon, was nachhaltiger Tourismus alles umfasst, ist noch nicht vorhanden.“
Die nachhaltigste Art, zu Reisen, ist, nicht mit dem Flugzeug zu verreisen. Wie auch daheim sollte man am Urlaubsort darauf achten, lieber öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen anstelle von Mietwagen und nicht unnötig Müll zu produzieren. Dass das in der Realität nicht gut funktioniert, zeigt eine Untersuchung der BOKU: Durchschnittliche Urlauber produzieren pro Übernachtung zwei Kilogramm Müll am Urlaubsort. Das meiste davon sind Lebensmittel.
Kultur respektieren
Was viele nicht wissen, ist, dass der Umgang mit Einheimischen und ihrer Kultur auch zum Thema Nachhaltigkeit dazugehören. „Man sollte auch darauf achten, dass die sozialen und kulturellen Lebensweisen nicht negativ vom Tourismus beeinflusst werden, außerdem sollte die Region und damit die lokale Bevölkerung vom Tourismus profitieren“, erklärt Röser.
Das heißt konkret: Sich möglichst an die Kultur des bereisten Landes anzupassen, ohne sich künstliche Darstellungen dieser Kultur anzusehen. “Die Kultur der Menschen, damit meine ich lokale Traditionen oder einheimische Riten und Gebräuche, soll nicht zu Merchandise werden”, fasst es Röser zusammen.
Nachhaltig Wohnen
„All-inclusive Hotels sind dafür ein schlechtes Beispiel, denn da profitiert meistens nur das Hotel aber nicht die Region“, so Röser. Für viele ist allerdings der Abstieg in einem Hotel mit Halbpension die Grundausstattung für jeden Urlaub. Wie sieht es dann mit dem beliebten Mietservice Airbnb aus? „Airbnb ist leider sehr weit abgedriftet von dem anfänglichen charmanten Grundgedanken”, sagt Röser. Viele Wohnungen werden mittlerweile nicht mehr nur teilvermietet, sondern komplett. Teilweise kaufen Firmen auch Wohnungen auf und vermieten sie kommerziell.
Hoch frequentierte Seiten wie Airbnb, Booking.com oder Tripadvisor sind noch nicht auf den Nachhaltigkeitszug aufgesprungen, es finden sich kaum Angebote zu nachhaltigem Tourismus auf den Websites. Wer beim nächsten Urlaub auf Nachhaltigkeit achten möchte, kann jedoch auf einige Ressourcen zurückgreifen. Beispielsweise das „Forum anders Reisen“. Außerdem kann man bei der Planung auf die Gütesiegel „Tourcert“ und das Österreichische Umweltzeichen achten.