Eine Studie der Veterinärmedizinischen Uni Wien hat gezeigt, dass weibliche Mäuse dominante Männchen am Geruch erkennen und bevorzugen. Mit ihrem Urin, mit dem sie ihr Territorium markieren, scheiden sie nämlich auch bestimmte Pheromone aus.
Versuche mit Wildmäusen
Die Erkenntnis des Forschungsteams um Dustin Penn ist an sich nicht neu – doch bisherige Versuche zeigten den Effekt lediglich an Labormäusen, also eigens dafür gezüchteten Tieren. Im Gegensatz dazu verwendete Penn wilde Mäuse, die gefangen und gezüchtet wurden. Wilde Mäuse sind genetisch verschieden von Labormäusen und dieselben Versuche erbringen oft unterschiedliche Ergebnisse, je nachdem, mit welche Maus-Art sie durchgeführt wurden.
Die ForscherInnen sammelten eine Zeit lang den Urin der Männchen, wonach sie sie in ein Gehege entließen. Dort ließen sie die Männchen um ein Territorium kämpfen. Woran es liegt, welches Männchen ein Territorium bekommt, ist noch unklar. „Wir wissen nicht, warum einige Männchen ein Territorium bekommen und behalten können und andere nicht. Es liegt jedenfalls nicht an ihrer Größe“, erklärt Penn.
Duftende Männchen
Ähnlich wie bei Säugetieren bevorzugen weibliche Mäuse die dominanteren Männchen – also die, die das Territorium besitzen. Die Studie der Vetmeduni hat gezeigt, dass Weibchen diese Dominanz der Männchen in deren Urin erschnuppern können und sich meist dementsprechend paaren. „Das andere Ergebnis, zu dem wir gekommen sind, ist, dass diese sozial dominanten, territorialen Männchen viel größere Mengen an Pheromon-bindenden Proteinen und ein bestimmtes flüchtiges Pheromon in ihrem Urin produzieren“, so Penn.
Dass Weibchen Männchen mit bestimmten Gerüchen bevorzugen, ist also klar. „Die Frage ist, ob der Geruch der Duftmarken selbst ausreicht, damit Weibchen den sozialen Status eines Männchens erkennen können, und wenn ja, wie sie das anstellen“, sagt der Forscher.
Krankheiten erschnuppern
Weiter geht es für die Integrations- und EvolutionsbiologInnen der Vetmeduni mit der Frage, ob dominante Männchen später auch einen besseren Erfolg bei der Fortpflanzung haben. „Unsere Frage ist: Hilft es der Fortpflanzung, wenn diese Proteine hochreguliert werden?“, so Penn.
Gleichzeitig arbeiten sie auch an einer Methode, um die Menge der Pheromone im Urin bestimmen zu können. Bis heute ist es nämlich nicht möglich, die Menge der Pheromone zu messen „Wir können die relativen Mengen messen, aber derzeit ist es unmöglich, die tatsächliche Menge an flüchtigen Pheromonen im Urin der Maus quantitativ zu messen, da die meisten von diesen Proteinen gebunden sind.“
Sollten die ForscherInnen erfolgreich sein, könnte dies auch wichtiges für die Humanmedizin bedeuten: Mäuse können nämlich, das ist seit geraumer Zeit bekannt, erschnüffeln, ob jemand gesund ist oder nicht. Getestet wurde das zum Beispiel bei Influenza und Salmonellen. Wie das funktioniert, ist noch nicht bekannt. Zu verstehen, wie diese bindenden Proteine funktionieren, könnte allerdings dabei helfen, diese außerordentliche Fähigkeit der Mäuse zu begreifen und für Menschen nutzbar zu machen.