Die Vorlesung wird allerdings nicht von der Uni Graz veranstaltet und es gibt auch keine ECTS dafür. Stattdessen wird sie eigenhändig von Ilja Svetnik, einem Biologie-Studenten, organisiert, der von sich selbst sagt, er könne sich für alles begeistern, was mit Filmen zutun hat, am meisten aber für die Werke von J. R. R. Tolkien. Diese umfassen weit mehr als nur „Der Hobbit“ und die „Herr der Ringe“-Triologie.
Phantasy-Vorträge mit hunderten Gästen
Entstanden sei die Idee zu den Phantasy-Vorträgen 2013 in seiner eigenen ersten Vorlesung, in der er sich darüber mit einem Kollegen unterhalten habe. „Die Idee war zuerst nur als Scherz gemeint. Vor etwa einem Jahr habe ich dann gemerkt, dass es wirklich viel Interesse daran gibt“, erzählt Svetnik.
Das Interesse zeigt sich dann bei der ersten Ring-Vorlesung: Svetnik mietete den größten verfügbaren Saal mit 127 Plätzen, doch 400 Interessierte kamen. „Es sind Leute vor dem Hörsaal auf dem Gang gestanden, die konnten gar nichts sehen“, erinnert sich Svetnik.
38.000 Jahre fiktive Geschichte
Für Außenstehende ist vielleicht unverständlich, dass die Film-Triologie so viele Menschen anzieht. Doch die Welt, die Tolkien erschaffen hat, wird in den Ring-Büchern sowie den Filmen nur angeschnitten. Davor liegen 38.000 Jahre fiktiver Geschichte, ganz zu schweigen von den Sprachen und Schriften, die Tolkien erfunden hat, um seine erfundene Welt zu komplettieren.
Genau diese Welt ist es, die Svetnik vermitteln will: „Ich wollte Fans, die nur mit den Filmen vertraut sind und sich nicht an das Silmarillion herantrauen, erklären, was in den 38.000 Jahren vor ‚Herr der Ringe‘ passiert ist.”
Das Geschichte-Buch von Mittelerde
Das Silmarillion ist so etwas wie das Geschichte-Buch, in dem die gesamte Geschichte der Welt von „Herr der Ringe“ erklärt wird. Es hat als Taschenbuch über 500 Seiten und behandelt alles von der Entstehung der „Erde“ bis hin zu dem einen Ring. Svetnik basiert seine Vorlesungen und auch das Tolkien-Lexikon, an dem er in seiner Freizeit schreibt, auf dem Silmarillion. Sein eigenes Lexikon hat bis jetzt 800 A4-Seiten, wobei das erst der Hälfte entspricht, so Svetnik.
„Mein Ziel ist, zu zeigen, was Tolkien für einen immensen Geist gehabt hat, was er erschaffen hat und wie er die literarische, aber auch die Phantasy-Welt, wie wir sie heute kennen, erfunden hat”, erklärt er seinen Ansporn.
Auch die zweite Ring-Vorlesung war ein großer Erfolg – 450 Menschen kamen und mehr als 100 waren wie Livestream dabei. Soweit es Svetniks Master-Studium erlaubt, gibt es in den nächsten Monaten auch eine dritte Ring-Vorlesung.
Hier der Live-Stream der letzten Ring-Vorlesung zum Nachschauen: