Die sogenannte Citizen Science soll die Beteiligung der Öffentlichkeit an der Wissenschaft ermöglichen. Das gemeinsame Ziel ist es, wissenschaftlich wertvolle Informationen zu sammeln und zu analysieren.
Unter dem Begriff „Citizen Science“ versteht man die wissenschaftliche Arbeit, die von der Öffentlichkeit durchgeführt wird, in Zusammenarbeit mit professionellen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und wissenschaftlichen Einrichtungen.
In der Vergangenheit standen Innovationsmöglichkeiten nur für eine Minderheit der Bevölkerung zur Verfügung, insbesondere für privilegierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Forschungs- und Entwicklungsabteilungen großer Unternehmen oder öffentlicher Einrichtungen. Im Gegensatz dazu bietet Citizen Science ein Potenzial an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Gesellschaft.
Die Bevölkerung erhält die Möglichkeit, wissenschaftliche Methoden kennenzulernen und eine allgemeine wissenschaftliche Kompetenz zu entwickeln. So wird das Bewusstsein der Öffentlichkeit für den Nutzen der wissenschaftlichen Forschung erhöht. Die Zusammenarbeit mit Mitgliedern der nicht-wissenschaftlichen Gesellschaft bietet Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern wiederum die Möglichkeit, Forschungsfragen zu beantworten, welche ohne Citizen Science nicht möglich wären und zusätzlich ihre Forschung gesellschaftsrelevanter zu gestalten und ihre Wirkung zu erhöhen.
Unerlässlich für diese Zusammenarbeit ist der offene Zugang zur Forschung. Ohne sie kann die Bevölkerung nicht mitarbeiten. Derzeit ist auch ein Wandel in die Richtung der Öffnung der Wissenschaft zu beobachten – Stichwort „Open Science“. Citizen Science erfordert unter anderem einen offenen Zugang zur wissenschaftlichen Arbeitsweise, bei der während des gesamten Forschungsprozesses verschiedene Medienformen eingesetzt werden. Nur so ist eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe unter allen Beteiligten eines Forschungsprojektes möglich.
Das Spektrum an Citizen Science ist vielfältig. Einerseits gibt es zahlreiche Projekte aus unterschiedlichsten Fachrichtungen, andererseits sind die Voraussetzungen um an einem Projekt teilnehmen zu können sehr unterschiedlich und reichen von adhoc Teilnahme mit wenigen Minuten an Zeitinvestition bis zu einer abgeschlossenen Ausbildung vor Teilnahme und mehreren Jahren an Datensammlung.
Universitäten bieten einen großen Schwerpunkt an Aktivitäten in Citizen Science. Dies stärkt die Position der Universitäten und ihre Anerkennung in der Gesellschaft.
Citizen Science in Österreich
2013 wurde die Arbeitsgruppe für Citizen Science an der Universität für Bodenkultur Wien von Florian Heigl und Daniel Dörler gegründet. Seit 2014 ist die Plattform Österreich forscht online. Hier findet man alle aktuellen Informationen zu Citizen Science in Österreich. Im Sommer 2017 wurde das Citizen Science Network Austria ins Leben gerufen, das von der Universität für Bodenkultur Wien koordiniert wird.
Mit Hilfe dieses Netzwerks soll Citizen Science in Österreich weiter ausgebaut, die Qualität gefördert werden und der Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft gestärkt werden. Derzeit sind 36 Institutionen Partner im Citizen Science Network Austria, darunter auch zahlreiche Österreichische Universitäten. Jährlich findet auch eine Citizen Science Konferenz in Österreich statt, bei der die neusten Ergebnisse präsentiert werden und der intensive Austausch der Citizen Science Community gewährleistet wird.
An österreichischen Universitäten gibt es auch Informations- und Ausbildungsstellen zu Citizen Science. So baut die Universität Wien derzeit den Bereich Public Engagement aus und bietet Kurse und Informationen zu Citizen Science und Wissenschaftskommunikation an. Die Universität Salzburg hat bereits 2015 eine Kontaktstelle für Citizen Science eingerichtet und die Universität für Bodenkultur Wien hat die Koordination des Citizen Science Network Austria verstetigt und ausgebaut.
Autorin: Sophie Hanak