Cornelia von Baeckmann entwickelt für ihre Dissertation an der Universität Wien einen Wirkstoff, der Krebsmedikamente in die richtigen Zellen bringen soll. Mit ihrem Foto dazu hat sie beim Fotowettbewerb “Meine Forschung in einem Bild” der Uni Wien den Publikumspreis gewonnen.
Schrödingers Katze: Was hat dich zu deiner Forschung bewegt?
Cornelia von Baeckmann: Ein großer Nachteil von den Medikamenten, die man heutzutage zur Behandlung von vielen Krankheiten verwendet, ist, dass das Medikament eben nicht nur dort wirkt, wo es wirken soll, sondern stattdessen auch die gesunden Zellen kaputt macht. Das beste Beispiel dafür ist die Chemotherapie.
Worum geht es bei deiner Dissertation genau?
Wir arbeiten an der Entwicklung von Materialien, die das Medikament direkt an den gewünschten Ort, also zum Beispiel die Krebszelle, bringen soll, ohne Kollateralschaden. Dieses Material sollte verschiedene Eigenschaften haben, wie eine große Oberfläche, eine sehr geringe Dichte und regelmäßige Hohlräume, also Poren. Diese Poren sehen ähnlich aus Honigwaben, in die laden wir das Medikament. Man kann sich das vorstellen wie eine Box, in die das Medikament hineingeben wird. Dann machen wir die Box mit einer chemischen Substanz zu, wie mit einem Schlüssel. Der Schlüssel, der in das Schloss passt, ist dann nur in der Krebszelle, beziehungsweise an dem gewünschten Ort.
Das „Box-Schlüssel“-Prinzip am Beispiel der Darmkrebstherapie.
Foto: Cornelia von Baeckmann
Wie funktioniert das im Detail?
Genauer gesagt stelle ich organische-anorganische Hybridsysteme her. Ich verwende organische Polymere, Biomoleküle, etc., um die Eigenschaften der anorganischen Silica- Partikel so zu verändern, dass sie sich wie die Box in dem Beispiel verhalten.
Warum hast du dich für diese Studienrichtung entschieden?
Ich habe Chemie an der Uni Wien studiert, für die Dissertation aber dann mein Fachgebiet gewechselt. Meinen Master habe ich in Materialwissenschaften gemacht, da haben wir mit Polymeren gearbeitet, jetzt arbeiten wir mit Silica-Partikeln. Mein Master-Projekt hat sich sehr mit industrieller Grundlagenforschung beschäftigt. Mit meiner Dissertation kann ich nun mein erworbenes Wissen mit meinem großen Interesse an der Medizin verbinden. Deswegen bin ich jetzt an der Fakultät Anorganische Chemie – funktionelle Materialien.
„Im Speziellen konnten auch schon Erfolge, wie Tumorverringerungen, festgestellt werden.“
Was ist das besondere an deinem Forschungsansatz?
Die Materialien, mit denen wir arbeiten, sind zum größten Teil noch unerforscht, es gibt noch keine Langzeitstudien dazu. Das Prinzip wurde schon getestet und im Speziellen konnten auch schon Erfolge, wie Tumorverringerungen, festgestellt werden.
Was ist die Geschichte hinter deinem Bild?
Das Bild soll die Geschichte von Wilhelm Tell darstellen, in der er den Apfel vom Kopf seines Sohnes schießen muss. Wilhelm Tell ist für mich ein Freiheitskämpfer, der für die Dinge die er erreichen wollte, gekämpft hat. Das tun wir auch in der Forschung, wir kämpfen und lassen uns nicht unterkriegen, auch wenn man mal ein negatives Ergebnis hat oder wieder einen Schritt zurückgehen muss. Wir stehen immer wieder auf, kämpfen weiter und verfolgen ein Ziel. Darum bin auch ich diejenige, die Tell in dem Bild darstellt, weil ich mich als diese Kämpferin sehe. Der Pfeil und der Bogen sind das Material das ich herstelle, das Ziel ist der am Kopf sitzende Krebs, symbolisch dargestellt. Rundherum sieht man die negativen Eigenschaften der derzeitigen Krebsbehandlung, wie Injektionen, Nebenwirkungen, und so weiter.
Die Einreichfrist für den diesjährigen Fotowettbewerb „Meine Forschung in einem Bild“ der Uni Wien ist am 25. April.