Wer oft aufs Handy schaut, riskiert, davon krank zu werden. Immer schwerer fällt es vielen Menschen, nicht ständig erreichbar zu sein. Denn auch die Arbeit ist mit dem Smartphone immer in greifbarer Nähe, und damit der Stress. Wie sich die Smartphone-Nutzung auf die Gesundheit auswirkt, erforscht eine Studie der TU Wien.
Seit es als Standard gilt, ein Smartphone zu besitzen, sind die meistens Menschen zu jeder Tageszeit erreichbar, viele auch für die Arbeit. Viele Menschen checken E-Mails auch außerhalb der Arbeitszeit und nehmen abends noch Anrufe entgegen. „Wenn man ständig erreichbar ist, beschäftigt man sich auch außerhalb der Arbeitszeiten mit Arbeit. Das führt dazu, dass man über die Arbeit nachgrübelt, was sich wiederum negativ auf den Schlaf auswirkt“, erklärt Martina Hartner-Tiefenthaler vom Institut für Managementwissenschaften der TU Wien. Sie hat zusammen mit ihrem Forschungsteam eine Studie entwickelt, die dieses Verhalten erforscht.
Im Schnitt sind wir alle 18 Minuten am Handy
In der Pilotstudie wurde die Handynutzung von 88 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aufgezeichnet. Durchschnittlich verwenden wir unsere Handys zum Telefonieren und für SMS nur vier Minuten pro Tag, mit WhatsApp und anderen Nachrichtendiensten verbringen wir sechs Mal so viel Zeit. Im Schnitt aktivieren wird das Handy 64 Mal am Tag oder nehmen es im Laufe des Tages alle 18 Minuten zur Hand.
Gemessen wurden diese Daten von der App YLVI, die über drei Wochen aufgezeichnet hat, wie lange welche Anwendungen auf dem Handy der Teilnehmer geöffnet waren. Mit einer zweiten Studie, für die noch Teilnehmer gesucht werden, soll jetzt genauer ermittelt werden, wie sich die Handynutzung auf den Stresslevel auswirkt. Der kann nämlich grobe Folgen für das Schlafverhalten und damit auch für die körperliche Gesundheit haben, ganz zu Schweigen vom psychischen Wohlergehen. „Man weiß ja, dass man unruhiger wird, wenn man nicht ausgeschlafen ist. Ist die Erholung während der Schlafenszeit nicht gegeben, wirkt sich das sowohl negativ auf die psychische und körperliche Gesundheit als auch auf das Arbeitsengagement am nächsten Tag aus“, sagt Hartner-Tiefenthaler.
Die eigene Smartphone-Sucht erforschen mit YLVI
Wer gerne selber mehr über seine Handynutzung und die damit verbundenen Gesundheitsrisiken wissen will, kann an der Studie der TU teilnehmen. Untersucht wird dabei mithilfe der App wie das Smartphone genutzt wird. Aufgezeichnet wird zum Beispiel, wie oft man das Display anschaltet, wie viel Zeit man im Internet oder mit Anrufen verbringt und wie oft man das Handy auf lautlos schaltet. Am Anfang und am Ende der drei Wochen dauernden Studie füllt man einen etwas längeren Fragebogen aus. Zusätzlich wird man noch täglich nach seiner Stimmung gefragt, und danach, wie oft man am Tag E-Mails von der Arbeit gelesen oder geschrieben hat.
YLVI fragt einen auch, wie viel Sport man treibt. Wenn man es der App erlaubt, zeichnet sie auch die Anzahl der Schritte auf, die man macht. Die Idee dahinter ist die: „Wenn man Sport macht, kann das quasi ein Ausgleich zum stressigen Alltag sein“, sagt Hartner-Tiefenthaler. Sich zu bewegen, kann also dem Stress entgegenwirken.
Schlafmangel macht krank
Schlafmangel aufgrund von Stress kann gesundheitliche Folgen haben, zum Beispiel Konzentrationsschwächen und Kopfschmerzen. Diese Symptome führen zu weiterem Stress, wenn zum Beispiel durch Konzentrationsschwächen die Leistung bei der Arbeit abnimmt. Der dadurch verursachte Stress führt wieder zu Schlafmangel, und so weiter. Unter chronischem Schlafmangel zu leiden erhöht außerdem das Risiko einer Herzerkrankung.
Handys raus aus dem Schlafzimmer
Um dem Handy und dem damit verbundenen Stress nicht die Macht über den eigenen Alltag zu geben, muss man lernen, richtig mit seiner Zeit umzugehen. Hartner-Tiefenthaler geht davon aus, dass Stress auch damit zu tun hat, zu welcher Uhrzeit wir das Smartphone verwenden. Wer vor allem abends vor dem Schlafengehen seine Nachrichten checkt, riskiert, nachts über unangenehme Dinge nachzugrübeln und damit die Schlafqualität zu beeinträchtigen. „Der Umgang mit dem Smartphone muss erlernt werden. Manche können das besser als andere, bei manchen besteht sogar Suchtgefahr“, sagt Hartner-Tiefenthaler. „Sich bewusst Zeiten zu setzen, in denen man nicht erreichbar ist, kann durchaus helfen.“ Also am besten das Handy abends abschalten und offline schlafen.
Autorin: Anika Suck