Die Wiener Universität für Veterinärmedizin hat 2016 das erste Mal seit zehn Jahren das Usutu-Virus wieder bei österreichischen Vögeln nachgewiesen. Letztes Jahr waren es nur zwei Fälle, dieses Jahr wurden bereits 16 infizierte Vögel gefunden. In Österreich beschränkt sich die Verbreitung von Usutu auf den Osten, infiziert ist aber fast ganz Europa. Besonders in Deutschland häufen sich die Funde infizierter Vögel. Das Virus befällt auch Menschen und kann so in Blutspenden gelangen. Getestet wird darauf in vielen Länden nicht.
Die Virus-Symptome beim Menschen
Vögel überleben das Usutu-Virus häufig nicht, für Menschen stellt es aber kaum eine Gefahr dar. „Was sein kann, ist, dass Usutu-Viren zu Fieber oder einem unproblematischen Hautausschlag führen“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Norbert Nowotny von der Vetmed-Uni Wien. Bei den zwei italienischen Patienten, die nach einer mit Usutu-Viren infizierten Blutspende gestorben sind, handele es sich um schwerkranke, immungeschwächte Menschen. Im Nachhinein sei es schwer zu sagen, woran diese gestorben sind.
Usutu-Virus bei sechs Blutspenden gefunden
In Österreich ist auch das West-Nil-Virus aktiv, das sich ähnlich wie das Usutu-Virus verbreitet, allerdings für den Menschen gefährlicher sein kann. Etwa drei Viertel der Infizierten habe keine Symptome, ein Viertel bekäme Fieber und einen Hautausschlag, und bei weniger als einem Prozent der Infizierten könne es zu einer neuroinvasiven Erkrankung wie einer Eintzündung des Gehirns oder der Hirnhaut kommen. Bei dem Usutu-Virus bestehe eine noch geringere Wahrscheinlichkeit zu erkranken.
Gefunden wurde das Virus bei sechs Blutspenden, die das Rote Kreuz heuer angenommen hat. Die Spender zeigten keinerlei Symptome, auch eine Nachuntersuchung zeigte sich ergebnislos. Muss man sich also Sorgen um infizierte Blutspenden machen? Nowotny gibt Entwarnung: „Für Österreichische Blutspenden besteht absolut keine Gefahr, weil alle Blutspenden getestet werden und dieser Test sowohl West-Nil- als auch Usutu- und andere verwandte Flaviviren detektiert.“
Gelsen übertragen das Virus
Menschen infizieren sich mit dem Usutu- oder West-Nil-Virus über Gelsenstiche. Die Gelsen stechen infizierte Vögel und übertragen das Virus dann auf den Menschen. Die Chance darauf besteht allerdings nur von Mitte Juli bis Ende Oktober, da es in dieser frostfreien Zeit genügend Gelsen gibt, die das Virus übertragen könnten. Deshalb werden auch nur die Blutspenden, die in der Zeit zwischen 1. Juni und 30. November an das Rote Kreuz gehen, auf die sogenannten Flaviviren getestet.
Einige betroffene Länder testen ihre Blutspenden nicht
Diese Usutu-Viren-Tests werden allerdings kaum in anderen Ländern durchgeführt, da die für Menschen schädliche Wirkung des Virus als zu gering eingeschätzt wird. In Ländern, in denen das West-Nil-Virus auftaucht, werden Blutspenden sehr wohl darauf getestet, allerdings nicht auf das ähnlich aussehende Usutu-Virus. In anderen Ländern, in denen weder auf das Usutu- noch auf das West-Nil-Virus getestet wird, in denen das Usutu-Virus aber vorkommt, werden betroffene Blutspenden möglicherweise nicht erkannt. Dazu zählen unter anderem Deutschland, Belgien, die Schweiz und die Niederlande.
Nowotny hofft deswegen auf ein Aufwachen der betroffenen Länder und stärkere Kontrollen. „Länder, die nicht auf das West-Nil-Virus testen müssen, weil sie es nicht haben, in denen aber das Usutu-Virus vorkommt, sollten aufgrund unserer Ergebnisse ihre Blutspenden auf Usutu- Viren testen.“
Vor allem Amseln, Falken und Habichte befallen
Toten Vögeln sieht man das Usutu- oder das West-Nil-Virus nicht an. Betroffen werden vom Usutu-Virus zu 90 Prozent Amseln. Vom West-Nil-Virus werden vor allem Falken und Habichte infiziert. Findet man also eine tote Amsel, einen Habicht oder Falken im Zeitraum von Juli bis August, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass diese mit dem Usutu- oder dem West-Nil-Virus infiziert wurden. Um solche Funde aufzuzeichnen, bringt man diese am Besten in die Pathologie der VetMed-Uni Wien.
Von 2001 bis 2005 hat das Usutu-Virus zum sogenannten Amselsterben geführt. Die Dunkelziffer der infizierten Vögel ist hoch, aber sehr schwer einschätzbar. Aufgehört hat das Amselsterben in Österreich, da die Vögel einen Antiviren-Stamm entwickelt haben, der sie vor dem Virus schützt. Jener Usutu-Virus, der seit letztem Jahr Vögel in Ostösterreich befällt, hat einen anderen Virusstamm, gegen den Vögel hier nicht gefeit sind. Eine weitere Verbreitung des Virus, in Österreich und in Europa, ist anzunehmen.
Autorin: Anika Suck