Eine WHO-Studie aus 2011 taucht immer wieder in den Medien auf. Die darin getestete Hormonbehandlung zur Verhütung beim Mann soll gut funktioniert haben, doch die Probanden klagten über Nebenwirkungen und so wurde die Studie abgebrochen. Das war auch nicht der erste Testlauf in Sachen männlicher Verhütung. Gibt es die „Pille für den Mann“ eigentlich schon? Sind Männer bei Nebenwirkungen nur empfindlicher als Frauen?
„Es wird immer wieder behauptet, dass man jetzt die Pille für den Mann gefunden hat, um sie nach kürzester Zeit nach größeren Multi-Sample-Studien zu verwerfen“, sagt Prof. Franz Fischl von der Wiener Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Abteilung gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin. Es stimme aber, dass bereits in den 1950er-Jahren gleichzeitig zur Antibabypille für Frauen auch an Hormonbehandlungen für Männer geforscht wurde.
Immer die gleichen Probleme
Seitdem sei man aber immer wieder aus den gleichen Gründen gescheitert: Der Mann hat keinen Zyklus, was ein Eingreifen schwieriger gestaltet als bei der Frau. Die Spermiogenese dauert knapp drei Monate, die es zu überbrücken gilt. „Ein Unterbrechen ist immer schlechter als einen Zyklus in einem fixen Zustand zu erhalten. Die Pille unterbricht die Hormonproduktion, aber führt zugleich diese Hormone von außen hinzu. Das funktioniert beim Mann nicht so einfach“, erklärt Fischl.
Das größere Problem aber ist, dass der Mann die Hormone, die er für die Spermienproduktion braucht, auch für die Erektion benötigt. Eine optimale Kombination aus einer täglich einzunehmenden Pille, die die Testosteron-Produktion minimiert, und einer regelmäßigen Spritze, die diese für die Erektionsfähigkeit wieder auf ein bestimmtes Level bringt, habe man noch nicht gefunden.
Männer bei Medikamenten problematischer
Erektionsprobleme seien laut Prof. Fischl auch bei besagter Studie von 2011 der Hauptgrund gewesen, warum die Probanden diese abbrechen wollten: „Männer sind sowieso wesentlich problematischer in der Einnahme von Medikamenten. Wenn sie Nebenwirkungen und den Eindruck haben, dass ihre Erektionsfähigkeit dadurch deutlich gemindert wird, dann setzen sie ab. Bei den Männern hat die Pille das Sexualleben zum Erliegen gebracht. Bei der Frau ist das durch eine Hormonbehandlung mehrheitlich nicht so.
Die Frauen, bei denen das so ist, sind dafür nicht geeignet. Dann muss man auf andere Verhütungsmittel umsteigen.“ Überhaupt sei die tägliche Einnahme einer Pille etwas, wovon man sich in der reproduktionsmedizinischen Forschung mittlerweile abwendet. Auch bei weiblicher Verhütung gehe man langsam zu langfristigeren Lösungen über.