„Ich bin dreisprachig aufgewachsen – Deutsch, Englisch und Slowenisch – und wollte etwas mit Bezug auf die Region studieren, wo ich auch meine Slowenischkenntnisse verwenden kann,“ erklärt Alexander Mann, CEO von the thinKING und österreichischer Gründer des Jahres 2014. Also auf nach Eisenstadt, um Internationale Wirtschaftsbeziehungen mit Schwerpunkt Süd-Ost Europa zu studieren.
Tibor Zechmeister hingegen blieb in Kärnten und verschrieb sich der Medizinischen Informationstechnik “einerseits aus einem großen Interesse an der Humanbiologie und andererseits aus dem Wunsch, ein technisches Studium zu beginnen.“ Inzwischen hat er für sein Masterstudium an die TU Graz gewechselt und treibt von dort sein StartUp Tremitas voran.
Ein Stift als diagnostisches Werkzeug…
Hinter dem klingenden Namen versteckt sich “ein Sensorsystem in Stiftform, welches unkontrollierbares Zittern an der Hand erfasst, verarbeitet und visualisiert.” Dieser Stift wird bei Betroffenen mit Parkinson und ähnlichen Erkrankungen eingesetzt. Die Aufnahmen sollen in Kombination mit der maßgeschneiderten Software die Therapiebegleitung für Patienten und Ärzte erleichtern.
Die Idee entstand dabei in einem Gespräch mit seinem Vater, „als wir an einem Sommerabend in einer Pizzeria über den schweren Tremor meines Urgroßvaters diskutierten, der an Parkinson erkrankt war. Die innovative Komponente ist, dass Tremitas bewährte Sensorik zur Erfassung des Tremors in einen Alltagsgegenstand einbaut, den jeder Mensch kennt und verwenden kann.”
Eine nachhaltige Designschmiede…
„Ich entwerfe, baue und vertreibe Möbel aus Wellpappe,“ beschreibt Alexander sein StartUp the thinKING. Auf die Idee ist er während eines Umzugs gekommen – aus Geldmangel: „Ich habe eine Übergangslösung gesucht, bis ich mir die Möbel kaufen konnte, die ich eigentlich wollte.” Das build!-Gründerzentrum bot Alexander den Spielraum, um aus dem Konzept Realität werden zu lassen. „Ohne Zeitstress konnte ich in Ruhe neue Möbel entwickeln, testen und zur Marktreife bringen.“
Summa summarum haben Alexander „die finanzielle Unabhängigkeit, der gratis Arbeitsplatz und der Austausch mit anderen StartUps am meisten gebracht.“ Tibor, der noch bis November diesen Jahres im Inkubator arbeitet, ergänzt: „Mein Projekt-Coach Christine Maier hat mich in diversen Phasen unterstützt und bei Problemstellungen hilfreiche Lösungsvorschläge entwickelt. Auch die finanzielle Starthilfe war ein enorm wichtiges Sprungbrett und die Workshops sind nicht nur eine Möglichkeit der Fortbildung, sondern es ergeben sich neue Kontakte, die für mein Projekt unabdingbar sind.“
Ein facettenreiches Kontakt-Netzwerk…
Zu diesen Kooperationspartnern zählen auch drei akademische Institute österreichischer Hochschulen: „An der FH Kärnten erhalte ich beratende Unterstützung aus den Bereichen Medizintechnik und Wirtschaftsinnovation, an der TU Graz wurden Kontakte mit der Prüfstelle für Medizinprodukte geknüpft. Mit der MedUni Graz wird derzeit eine gemeinsame klinische Studie vorbereitet, um den Stiftsensor wissenschaftlich zu untersuchen,” erzählt Tibor.
Auch thinKING Alexander profitiert von seinen Kontakten zu den Universitäten, besonders intensiv arbeitet er mit seinem eigenen Studiengang zusammen: „Einmal im Jahr wird ein Team von Studenten in mein StartUp geschickt, um praktische Erfahrung zu sammeln.“ Der spannendste Effekt sei dabei vor allem die Internatonalität seines Teams, welches ihm erlaubt, „komplett neue Sichtweisen für meine Produkte zu bekommen.“
Ein Sprungbrett für Jungunternehmer…
Dennoch sieht Alexander im akademischen Bereich noch reichlich Potential zur Verbesserung: „Bei StartUps finden häufig Technologiesprünge statt, man ist schnell weg vom Fenster. Universitäten brauchen aufgrund ihrer Strukturen leider meist länger.“ Nichtsdestotrotz war die Zeit, ein eigenes StartUp zu gründen war noch nie so gut wie jetzt. „Trotzdem trauen sich noch viel zu wenige, diesen Schritt zu wagen,“ meint Alexander. „Ich habe aber gemerkt, dass immer mehr Professoren versuchen, den entrepreneural spirit zu vermitteln.“
Tibor sieht das ähnlich, unterstreicht die sehr guten Startmöglichkeiten. Das build!-Gründerzentrum sei „ein ausgezeichnetes Sprungbrett für das eigene Projekt.“ Nach der ersten Phase werde es zwar schwieriger, das Projekt schnell vorankommen zu lassen, aber „bezüglich Kooperationen mit Hochschulen hat das in meinem Fall sehr gut funktioniert.“ Seiner Meinung nach könne Österreich zwar noch nicht ganz mit etablierten StartUp-Regionen Silicon-Valley oder Berlin konkurrieren, „das Potenzial ist aber definitiv gegeben – und sollte auch weiter genutzt werden.“
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Text: Philipp Greiner