Universitäten können im besten Fall mehr als weit mehr als forschen und lehren. Abseits von Hörsaal und Bibliothek, neben Skripten und Folien, entstehen in den Köpfen einiger Studenten kreative Ideen: „Ich mach’ jetzt was Neues“ lautet das Motto vieler motivierter Studenten, die ihr Glück nicht innerhalb eines vorgeschriebenen Berufsbilds finden. Die österreichischen Universitäten sind ein Schmelztiegel des innovativen Denkens – ein Potenzial, das genutzt werden muss und wird. Ein Ort, an dem die Wissenschaft und Technologie von morgen keimt.
StartUps seien die neuen Rockstars, sagte unlängst Andreas Tschas, Gründer des StartUp-Festivals “Pioneers”, welches jährlich in der Hofburg gastiert. Der Motor für diese Entwicklung sind sogenannte Inkubatoren und Netzwerke wie AplusB – Academia plus Business.
Von Gründern und (Business-)Engeln
Seit über 12 Jahren bietet die landesweite Initiative kreativen Studenten eine Plattform – denn nicht jeder besitzt das Werkzeug, um aus einer Idee etwas Greifbares zu formen. “Ich bin auch nicht als Unternehmerin vom Himmel gefallen,” meint zum Beispiel AplusB-Alumna Valentina Treu von supertex composites, ein 2011 gegründetes Technologie-Spin-Off der Universität Innsbruck. Inkubatoren sind Hotspots für jene, die zwar eine Idee, nicht aber die Möglichkeiten für deren Umsetzung besitzen.
In den AplusB-Gründerzentren finden sich erfahrene, bekannte Unternehmer und Business Angels, die jungen Gründern den Weg weisen. Natürlich ist dieser keine Einbahnstraße – die Zusammenarbeit zwischen Universitäten und StartUps kann für beide Seiten eine befruchtende Erfahrung sein. „Wir wollen die Zukunft,“ so Tschas als Sprachrohr der jungen Gründer. “Wir haben die Unis „abgestaubt“ und den Unternehmensgeist freigesetzt,” ergänzt Irene Fialka, Leiterin des Wiener Zentrums INiTS.
Österreich als StartUp-Nation?
Ein erfolgreiches Unterfangen – auf mehreren Ebenen. Einerseits sind bereits die Hälfte aller neu geschaffenen Jobs in Österreich StartUps zu verdanken. Beispiele wie die beliebte Fitness-App Runtastic oder das smarte Diabetiker Tagebuch Mysugr zeigen zudem, dass eine hohe Dichte an Erfindungsgeist herrscht, die auch außerhalb der nationalen Grenzen begeistern kann.
Trotzdem verbleibt ungenütztes Potenzial. TU-Professor Hannes Werthner macht dies seinen Studenten jedes Jahr deutlich: er zeigt ihnen erfolgreiche, internationale StartUps und ergänzt: „Jede dieser Ideen haben Studenten an der TU vorher gehabt, aber keiner von ihnen hat sie umgesetzt.”
Der Leiter des Tiroler Gründerzentrums CAST, Florian Becke, unterstreicht, dass es Luft nach oben gibt. Es habe Jahre gedauert, das Netzwerk zu entwickeln, auch weil “es für die österreichische Kultur hart zu akzeptieren, dass es Menschen gibt, die sich nicht davor scheuen, ein Risiko einzugehen.”
Und wie kann man die Situation in Zukunft verbessern? “Was uns helfen würde, ist ein größeres Interesse an Innovation, an aufregenden neuen Projekten sowie Medien, die darüber berichten – und wenn neue innovative Möglichkeiten anerkannt werden.”
Schnittstelle zwischen A(cademia) & B(usiness)
Auf die Frage, ob Unternehmertum ein „Hype“ sei, meint zum Beispiel Karin Ibrovnik, Leiterin des Kärnter build!, dass “jede europäische Region versucht, ihre StartUp-Szene zu pushen. Wir erleben einen Paradigmenwechsel. Unser großer Vorteil ist, dass wir mit den Universitäten verbunden sind.”
Denn diese werden “immer Forschung auf höchstem Niveau betreiben. Unsere Quellen werden nicht versiegen. Wenn wir es schaffen, den Unternehmensgeist an den Universitäten beizubehalten, dann wird der Zufluss an neuen Bewerbungen immer stärker und nicht schwächer werden,” so Fialka abschließend.
Bald werden wir im zweiten Teil von „Ich mach‘ jetzt was Neues“ konkrete StartUps aus Österreich vorstellen, die aus dem universitären Kontext heraus gegründen wurden.
Text: Philipp Greiner