Im Supermarkt um’s Eck gibt es nur gespritzes Obst, oder unreifes Gemüse, das aus fernen Ländern herangekarrt wurde? Regionale Produkte sind hingegen ist unglaublich teuer? Wir alle kennen diese Probleme des Alltags. Sich nachhaltig, bewusst und gesund zu ernähren bedarf oft nicht nur eines gesteigerten Rechercheaufwands, sondern verschlingt auch schnell viel Zeit. Gleichzeitig gibt es in Gemeinden oft ungenutzte Fläche, die sich doch anbieten würde, bepflanzt zu werden. Das dachte sich auch Sandra Peham und gründete ein Onlineportal zur Vernetzung und Unterstützung essbarer Projekte im ländlichen und urbanen Raum, einfachessbar.org. Doch natürlich spielt sich „Einfach Essbar“ nicht nur online ab. Wir haben mit Sandra Peham über das Projekt, das als Gewinner beim Ö1 Hörsaal Hörsaal in Salzburg hervorging, und bereits umgesetzte „essabare Gemeinden“ gesprochen.
Wie sind sie auf die Idee der essbaren Gemeinde gekommen? Gab’s Vorbilder?
Die Vorbilder habe ich vorerst im Ausland gefunden (Totmorden/England, Andernach/Deutschland,…). Im Laufe meiner Arbeit habe ich auch immer mehr Kontakt zu schon bestehenden Projekten im In- und Ausland bekommen.
Durch unsere Initiative „1.Essbare Gemeinde Österreichs/Übelbach“ stoßen auch immer mehr Menschen auf uns und fragen nach wie man denn so ein Projekt aufbauen könnte. Durch all diese Informationen und Fragen war dann vor einem Jahr der Startschuss gegeben: „Einfach Essbar“ Das Portal, das verbindet und – durch Experten unterstützt – die Vielfältigkeit natürlicher, chemiefreier Gärten präsentiert. Mit dieser Idee gehe ich in Gemeine- und Stadträte, zu Vereinen und zu Firmen.
Ich möchte sie dazu animieren selbst aktiv zum Umweltschutz, zur Artenvielfalt und zum Bienenschutz beizutragen.
Was braucht es, um einen essbaren Garten anzulegen?
Ein Grundstück, den Willen nachhaltig, chemiefrei und natürlich Pflanzen anzubauen, die Lust und die Zeit, die Natur und den Garten zu beobachten und ab und zu zu regulieren (Beikräuter,…), einen Wasseranschluss oder optimalerweise eine natürliche Wasserfläche (ohne Folie!) und die Geduld und Ausdauer langfristig die Natur und gesunde Lebensmittel wieder in sein Leben zu lassen.
Wer sind die Menschen, die da mitmachen? Ein bunt gemischter Haufen oder eine homogene Gruppe?
Das ist ganz unterschiedlich. Mal hat sich schon eine Gruppe gleichgesinnter zusammengetan und beginnt ein Projekt, mal kommt die Initiierung direkt aus dem Gemeinderat, mal beginnt ein Einzelner eine Fläche zu bepflanzen und andere kommen dazu, ein anderes Mal setzt eine Firma die Initiative und möchte die körperliche und seelische Gesundheit ihre Mitarbeiter fördern und gestaltet mit oder ohne Mitarbeiter einen Garten für die Belegschaft. Alles ist möglich!
„Die Menschen haben genug davon, auf jedes „E“ auf den Verpackungen zu schauen.“ – Sandra Peham“
Wieso glauben Sie, dass die Zeit reif ist für essbare Gärten und Landschaften?
Weil es so viele Initiativen weltweit gibt, die zeigen dass die Menschen genug davon haben durch Spritzmittel vergiftete Pflanzen zu konsumieren, auf jedes „E“ auf den Verpackungen zu schauen und nicht mehr zu wissen, was denn jetzt noch unbedenklich zu konsumieren ist und was nicht!
Es wird Zeit die politischen Entscheidungsträger darüber zu informieren, dass viele Menschen die Verantwortung für sich und ihr Leben und damit auch für die nächsten Generationen und die Natur übernehmen wollen.
Ich glaube, dass es sehr viele Politiker gibt, und das spüre ich auch in meiner Arbeit, die die Zeichen erkannt haben und handeln wollen.
Nun brauchen sie konkrete Vorschläge! Diese kann, unter anderem „Einfach Essbar“ bieten!
Gibt es neue Dimensionen im „Gemeinschafts“-Begriff und wenn ja, wie würden Sie die beschreiben?
In den vergangenen Jahrzehnten haben sich immer mehr Gemeinschaften gebildet, aus den unterschiedlichsten Gründen und Motivationen. Die Menschen haben ausprobiert und versucht gemeinsam neue Wege zu gehen.
Jetzt ist der Punkt erreicht, wo wir aus diesen Erfahrungen schöpfen können und sie in unser Leben intergieren können.
Die meisten gemeinschaftlichen Aktionen haben nun die Selbstversorgung und regionale, biologische und natürliche Lebensmittelproduktion und –vermarktung als Ziel.
Diese Bewegung gilt es zu fördern und zu unterstützen, zum Wohl aller und für die Zukunft.
Denn wir haben schon längst nicht mehr 5 Minuten vor Zwölf, auch nicht „High Noon“/12 Uhr – wir sind schon massiv verspätet, auch hier in Österreich!
Haben Sie selbst einen Garten? Und wenn ja, wie sieht der aus, was gibt’s bei Ihnen zu ernten?
Ja, natürlich haben wir auch einen Garten. Mein Mann ist zertifizierter Permakulturpraktiker und Wildniskulturberater und zieht verschiedenste Pflanzen (meist Raritäten) vor, um eigenes Saatgut und Saatgut für verschiedenste essbare Projekt, die er umsetzt zu gewinnen. Bei uns wächst zu Beispiel der sibirische Kohl, der fast das ganze Jahr beerntbar ist!
Wir haben unterschiedlichste alte Erdäpfelsorten, Wildkräuter, alte Kulturpflanzen, (mittlerweile) seltene Alpenpflanzen, usw.
Wem die Online Info auf einfachessbar.org nicht reicht, kann am Juni 2016 auch ein Buch „Einfach Essbar – Eine bessere Welt ist pflanzbar!“ erwerben, das 20 unterschiedliche essbare Projekte, mit jeweils 5 neuen Kochrezepte, die auf die jeweilige Bepflanzung der Gärten aufgebaut sind, vereint. Zusätzlich fungiert das Buch als Guide zu den essbaren Plätzen und wird durch Expertentipps eines bekannten Permakulturpraktikers ergänzt. Weitere Infos zum Ö1 Hörsaal finden sich hier.