Der von Bill Gates gegründete Microsoft-Konzern feiert diesen Samstag seinen 40er. Leicht angegraut und eingerostet, scheint Microsoft so gar nicht zufrieden mit der aktuellen Befindlichkeit. Das alte Outfit passt nicht mehr, hastig übergeworfene neue Designer-Stücke zwicken und lassen einen erst recht alt aussehen. Es scheint als würde Microsoft nichts lieber tun, als das Rad der Zeit zurückzudrehen, sich neu erfinden, jünger werden, hipper wirken, einfach wieder besser in die Zeit passen. Das zeigen auch die Reaktionen auf unsere Anfrage: „Tut uns leid. Wir konnten keine geeignete Expertin/Experten auftreiben – das liegt nicht unwesentlich am Thema „Microsoft.“, hieß es sogar einmal auf unsere Fragen nach Kundigen zum Thema. Die Universität Graz und die Universität für Angewandte Kunst Wien haben dann dennoch geantwortet. Die Angewandte hat die Angelegenheit sogar zur Chefsache erklärt. Rektor Gerald Bast lässt seine Gedanken durchs Microsoft-Universum schweifen. Otto Petrovic, von der Uni Graz, schickte seine Antworten per Handy vom Flughafen. Petrovic kommt vom CeDiCo, dem Zentrum für Digitale Kommunikation. Wir haben den beiden Experten diesselben 7 Fragen gestellt.
Was sind ihre Erinnerungen an ihren Microsoft-Erstkontakt?
Otto Petrovic (Universität Graz): Ich habe unter MS-DOS ein speicherresistentes Programm geschrieben und musste hier sehr tief ins Betriebssystem. Heute weder notwendig noch vorstellbar.
Gerald Bast (Die Angwandte): Magic!
Was war ihrer Meinung nach der größte Flop von Microsoft? (Welches Produkt, welche Entscheidung oder Entwicklung)
Otto Petrovic: Hat MS nicht einiges ein wenig spät realisiert? Das Internet, die Bedeutung von Smartphones, Tablets (das MS Tablet war nur ein PC ohne Tastatur), Social Media, Suchmaschinen, …
Gerald Bast: Microsoft Tablet
Apple wird als die coole Marke gesehen und verkauft. Microsoft dagegen gern das Label des verstaubten biederen Strebers umgehängt. Stimmt dieses Stereotyp für sie? Was ist daran wahr, was schlicht falsch?
Otto Petrovic: MS erweitert laufend seine Software um zahlreiche Funktionen. Apple stellt das Kundenerlebnis in den Mittelpunkt. Das ist ein ganz anderer Zugang.
Gerald Bast: Stereotypen stimmen nie. Aber Apple hat es geschafft, Emotion und Lifestyle als Marketingfaktoren aufzugreifen und die Community der Kreativen besser anzusprechen, als Microsoft.
Was sind aus Ihrer Sicht die drei wichtigsten Momente in der Firmengeschichte?
Otto Petrovic:
- Ein Betriebssystem für einen Prozessor zu entwickeln den man noch gar nicht hat und zu behaupten es sei fertig.
- Die Allianz mit IBM um groß zu werden.
- Der Bruch mit IBM als man groß genug war.
Wäre ohne Bill Gates und Microsoft unser leben heute anders? Nennen sie eine konkrete Sache, die ohne Microsoft heute gar nicht oder ganz anders existieren würde.
Otto Petrovic: Der Computer als Alltagsgegenstand.
Gerald Bast: Microsoft hat sicher zur raschen weltweiten Verbreitung einer für Kommunikation, wissenschaftliches Arbeiten und Verwaltung paradigmenbrechenden Technologie beigetragen.
Mit welchem Klischee über Microsoft werden Sie am häufigsten konfrontiert?
Otto Petrovic: Die Welt von gestern.
Gerald Bast: Virenanfälligkeit. Das ist aber – leider – kein Klischee, sondern Realität.
Welches Office Programm geht ihnen am meisten auf den Senkel / mögen Sie am meisten?
Otto Petrovic: Habe mich von allen getrennt, da sie so weit weg von meinen Bedürfnissen sind.
Gerald Bast: Word und Power Point verwende ich auch als Apple-User gerne.
Das Beitragsbild stammt vom Flickr-User ToddABishop, zeigt den Microsoft Campus in Redmond und unterliegt der Lizenz CC by 2.0.