„Du bist, was du isst“ – in diesem bekannten Satz steckt einiges an Wahrheit. Forscher*innen der Veterinärmedizinischen Universität Wien haben untersucht, inwiefern Nährstoffmangel eine Immunreaktion im Körper auslösen kann und sich dadurch die Nährstoffaufnahme verändert. Über den Zusammenhang von Ernährung und unserer Immunabwehr sagt die an der Studie beteiligte Franziska Roth-Walter: „Ernährung und das Abwehrsystem sind evolutionärbedingt sehr eng miteinander verknüpft und fast jeder Vitamin- oder Mineralmangel kann eine Entzündung begünstigen.“ Im Umkehrschluss bedeutet das: Die richtige Ernährung kann vor chronischen Entzündungen schützen.
Einfluss der Ernährung
„Wenn ein Nährstoffmangel besteht, dann könnte die Ursache ein parasitärer, bakterieller oder auch viraler Infekt sein, den das Immunsystem nicht sofort erkennt. Der Körper bemerkt aber den Mangel und schützt sich. Dann werden die wertvollen Nährstoffe in der Leber bzw. in den Makrophagen (das sind große, bewegliche Zellen des zellulären Immunsystems, Anm.) des Körpers ‚versteckt‘ und auch die diätische Aufnahme über den Darm wird reduziert.“ Mangelernährung und deren Zusammenhang mit Entzündungen des Körpers ist also ein bekanntes Problem. „Nach Schätzungen leiden 40 % aller Patient*innen im Spital an einer Mangelernährung aufgrund einer bestehenden Entzündung bzw. haben eine Entzündung aufgrund einer Mangelernährung. Man weiß auch, dass 40 % aller US-Amerikaner*innen zu wenig Vitamin A, C, D und E, Kalzium und Magnesium zu sich nehmen. Auch schwangere Frauen und fettleibige Menschen haben erhöhtes Risiko für eine Mangelernährung.“
Nährstoffmängel und Entzündungen
Besonders oft fehlen uns Eisen, Vitamin A und Jod. Sowohl ein Eisen- als auch ein Vitamin A-Mangel stellen Risikofaktoren für eine erhöhte Sterblichkeit/Krankheitslast dar. Weniger verbreitet ist laut Franziska Roth-Walter ein Mangel an den Vitaminen B, C, D und E und an Mineralien wie Zink und Magnesium. „In seinen schwereren Ausprägungen führt Eisenmangel zu Anämie, einer Erkrankung bei der die Zahl der roten Blutkörperchen niedrig ist.“ Diese zeigt sich durch Blässe, Schwäche, Müdigkeit, trockene bzw. rissige Haut, brüchige Nägel, Haarausfall und eingerissenen Mundwinkel; eine schwache Immunfunktion, kognitive Beeinträchtigungen sowie die erhöhte Wahrscheinlichkeit einer Frühgeburt und eines niedrigen Geburtsgewichtes können ebenso damit zusammenhängen. Betroffen sind vor allem Kinder unter fünf Jahren, Jugendliche und Frauen im gebärfähigen Alter sowie Veganer*innen und Leistungssportler*innen.
Vitamin A ist wiederum wichtig für Sehkraft, Fortpflanzung, Wachstum, Haut und für unsere Immunität. „Schwerere Formen des Vitamin A-Mangels können sich in klinischen Augensymptomen wie Nachtblindheit und trockenen Augen äußern. Ein subklinischer Vitamin A-Mangel steht mit einer erhöhten Krankheitslast, Eisenmangel, Entzündung und einer erhöhten Sterblichkeit im Zusammenhang.“
Worauf achten?
Ernährungsweisen gibt es mittlerweile viele und gerade online finden sich unterschiedliche Ansichten dazu, wie eine gesunde Ernährung aussehen sollte. Franziska Roth-Walter betont, dass wir sowohl tierische Produkte – zumindest Milch und Ei – als auch pflanzliche Produkte zu uns nehmen sollten. „In pflanzlichen Lebensmitteln ist der Gehalt und/oder die Bioverfügbarkeit von Mineralien (wie Eisen, Zink, Jod, Kalzium, Magnesium), aber auch für die Vitamine (A, B2, B12 und D) zumeist geringer, sie sind dafür zumeist reicher an Antioxidantien.“ Fleisch und Soja sollten am besten in Kombination mit Vitamin C und Antioxidantien, die sich etwa in Gemüse befinden, aufgenommen werden.
Gesunde Ernährung
Besonders gesund sind auch Nüsse, Körner und Samen, Brot ist wiederum eine wichtige Quelle für Eisen. Besonders in orangen- und gelbfarbenen Gemüse wie Kartoffeln und Kürbisse sind Alpha- und Beta-Carotin enthalten, Naturfarbstoffe, die als Vorstufe von Vitamin A gelten. Diese sollten in Kombination mit Öl konsumiert werden, um die Nährstoffe gut aufzunehmen. Hochverarbeitete Lebensmittel sollten gemieden werden, sie enthalten Extrakte aus Zucker und Fett und zugleich weniger Mineralien, Vitamine und Ballaststoffe. Bei chronischen Erkrankungen können zudem Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll sein. „Eine abwechslungsreiche Diät, bei der sehr viele Nährstoffquellen kombiniert werden, sichert eine ausreichende Versorgung dar“, schlussfolgert Franziska Roth-Walter.
Um gängigen Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Typ 2 oder chronischen Entzündungen entgegenzuwirken, rät die Expertin: „Wenn man an einer chronischen Erkrankung leidet, dann nimmt man Nährstoffe schlechter auf und es besteht ein erhöhter Vitamin-und Antioxidantienbedarf. Hier zeigen Studien, dass eine kohlenhydratarme, protein- und vitaminreiche Diät mit vielen Antioxidantien hilft, Mängel auszugleichen.“