„Cat Circles“ oder „Cats in Squares“ ist der Suchbegriff für zahlreiche Youtube-Videos von Katzenbesitzern, die am Experiment teilhaben wollen. Das geht so: Auf dem Boden mittels Seil, Tape, Kreide, Stoff oder ähnlichem einen Kreis oder ein Quadrat platzieren, dann warten, bis der tierische Mitbewohner darin Platz nimmt und sich erst mal nicht mehr davon weg bewegt.
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Mehr InformationenSabine Schroll lehrt Verhaltensmedizin bei Hund und Katze auf der Veterinärmedizinischen Universität Wien und beschäftigt sich auch in ihrer Praxis mit der tierischen Ethologie, speziell bei Katzen. Wir sind mit ihr die häufigsten Theorien zur Erklärung von Cat Circles durchgegangen und eine gefunden, die uns plausibel erscheint.
Theorie 1: Der Geruch vom verwendeten Material ist neu für die Katze und daher interessant.
Klebeband hat schon für den Menschen ein eigenes Aroma. Für geruchsempfindliche Katzen ist so ein neuer Duft natürlich noch viel intensiver. Trotzdem ist die Katzennase nicht primär der Auslöser für das Interesse am Cat Circle oder Square: „Gerade für Indoor-Katzen ist grundsätzlich alles, was wir auf den Boden legen, interessant. Dann explorieren sie natürlich die Gerüche, aber primär ist es der optische Reiz, der vermittelt, dass da was anders ist“, erklärt Sabine Schroll. Vor allem Katzen, die nur im Haus gehalten werden, würden sich über alle neuen Reize freuen, da sie schon jeden Winkel ihrer Wohnung auswendig kennen.
Theorie 2: Katzen sind grundsätzlich Einzelgänger – wenn sie Neues sehen, müssen sie selbst prüfen, ob es gefährlich ist.
Diesen Ansatz vertritt zum Beispiel die Katzenverhaltensberaterin, die die Daily Mail zur Causa befragt hat. Dass Katzen grundsätzlich an Neuem interessiert sind, kann durchaus als eine Begründung für das Phänomen Cat Circles angesehen werden. Katzen seien allerdings keine Einzelgänger: „Sie sind sogar ziemlich sozial. Dieses social referencing, das man vor allem vom Hund kennt, gibt es auch bei Katzen, wenn auch nicht im selben Maß“. Das heißt, dass sich Österreichs beliebteste Haustiere sowohl von Menschen, als auch von Artgenossen Verhaltensmuster abschauen.
Theorie 3: Ihr Mensch gibt dem Kreis viel Aufmerksamkeit, also nimmt die Katze an, dass es wichtig sein muss.
Wenn man will, dass die Katze etwas tut, fühlt sie sich auch angesprochen – so die einfach Gleichung, die auch im Internet kursiert. „Die Katze, die mit Menschen zusammenlebt, interessiert sich auch dafür, was Menschen tun“, sagt die Veterinär-Verhaltensmedizinerin, „ob ich eine Bedienungsanleitung lese, ein Regal zusammenschraube, oder irgendwas auf den Boden klebe, spielt dabei aber keine Rolle“. Was ihr Mensch macht, beobachten Katzen also einfach gerne – ob mit oder ohne Handlungsanweisung.
Theorie 4: Katzen erklären den neu entstandenen Raum als ihr Territorium, indem sie sich in ihn hineinsetzen.
Das Haus oder die Wohnung, die Katzen sich mit ihren Menschen teilen, gehört ohnehin schon zu ihrem Territorium, weswegen das Erweitern dieses Bereichs kein Grund fürs Sitzen in zweidimensionalen Formen ist. Wenn es so scheint, dass Katzen „ihren“ aufgemalten Kreis verteidigen, beschützen sie dabei aber eher ihren eigenen wahrgenommen Raum: „Die aufgemalten Formen sind meistens ein bisschen kleiner als der persönliche Raum der Katze. Grundsätzlich wollen sie, dass dieser respektiert wird. Andere Katzen gehen da nur unter höflicher Ankündigung rein, es sei denn, sie sind sehr intim befreundet“.
Theorie 5: Geschlossene Räume sind für Katzen an sich interessant, weil sie ihnen Sicherheit geben. Deswegen sitzen sie gerne in Schachteln oder eben auch in geschlossenen Formen am Boden.
Das ist laut Sabine Schroll die wahrscheinlichste Erklärung. Katzen haben für Schachteln fast so viel Liebe wie das Internet für sie. Geschlossene Räume, die kaum größer sind als sie selbst, geben Katzen Sicherheit. Dabei kann das auch nur ein virtueller oder zweidimensionaler Raum sein. So lange die Katze diese Form als begrenzt wahrnimmt, mag sie sich darin „verstecken“.
„Was ich an meinen eigenen Katzen beobachten kann, ist, dass sie sich auch im Garten genau definierte Plätze aussuchen, die ihnen etwas bieten, um sich jagdlich quasi unsichtbar zu machen. Selbst wenn es nur drei längere Grashalme sind. Diese geben ihnen immer noch mehr die Möglichkeit, in den Raum hinein zu verschwinden“, erzählt Sabine Schroll. Wenn ihr Mensch also eine Form aus Schnur oder Stoff legt, kann man als Katze ja mal ausprobieren, ob man noch gesehen wird, wenn man sich hinter dem Material duckt.
Zu diesem Artikel gibt es einen Lesetipp: savet za čitanje.